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Dickes Lob von allen Seiten 26/9/09

Jubiläumsfest – Bruderhaus-Diakonie feierte zwei Tage den 200. Geburtstag von Gustav Werner. Und Tausende kamen

200. Geburtstag Gustav Werner: Dickes Lob von allen Seiten
VON ANDREAS DÖRR

REUTLINGEN. Bierbänke, Tische, Bühne oder Kassenhäuschen bei Regen aufzubauen, ist kein Vergnügen – aber auch schnell wieder vergessen, wenn sich die dunklen Wolken dann doch verziehen. Am Samstagmorgen konnte damit allerdings niemand rechnen. Die Aussichten waren grau in grau und so mancher hatte die Befürchtung, dass der Auftakt zum Jubiläumsfestival anlässlich des 200. Geburtstages von Gustav Werner auf dem Reutlinger Marktplatz ins Wasser fallen könnte. Um so glücklicher waren die Mitarbeiter der Bruderhaus-Diakonie, als sich der Regen gegen Mittag verzog.

 

Geselliges Beisammensein: Die Besucher drängten in die »gute Stube Reutlingens«, den Marktplatz, aber auch in den Spitalhof und in die Citykirche. FOTO: GERLINDE TRINKHAUS

Punkt 16 Uhr stimmte das rund 30-köpfige Jugendblasorchester der Musikschule unter der Leitung von Gerhard Reb das Publikum auf zwei tolle Tage rund um den Marktplatz, im Spitalhof und der Citykirche ein.

Offiziell eröffnet wurde das Festival eine Viertelstunde später von Oberbürgermeisterin Barbara Bosch, Stiftungsratsvorsitzendem Martin Bauch und Pfarrer Lothar Bauer, Vorstandsvorsitzender der Bruderhaus-Diakonie. In ihren erfrischend kurzen Ansprachen, moderiert von Jürgen Leibfarth vom SWR, würdigten die drei Redner die Leistung Gustav Werners und seine Bedeutung für die Stadt in Vergangenheit und Gegenwart. Das Jubiläum – überschrieben mit »Teil haben. Teil sein« – erinnere an einen Mann, der die Menschenwürde in den Mittelpunkt seines Schaffens gestellt habe.

Stimmungsvoller Gottesdienst

Es sei kein Zufall, dass sich Werner gerade in Reutlingen niedergelassen habe, sagte Barbara Bosch. »Hier hat Wirtschaft und Glaube eine lange Tradition.« Bis heute habe Gustav Werner einen festen Platz im Bewusstsein der Menschen. Der Sozialreformer und Diakoniepionier habe es verdient, dass man anlässlich seines 200. Geburtstages besondere Akzente setze, unterstrich auch Lothar Bauer.

Für Stimmung sorgten dann bis in den Abend das »Celtic and Modern Dance Team« der Hochschule, ein Clowntheater, das Saxofonquartett »Sax4Swing« und vor allem die »Soulhossas«, eine integrative Band der Musikwerkstatt. Auch das Open-Air-Kino am späten Abend zog reichlich Publikum. »Es dürften mindestens 700 Kinofans gewesen sein«, so die Diakonie-Pressesprecher Klara Kohlstadt und Martin Schwilk. Schluss war kurz vor Mitternacht.

Dass das bunte Fest am gestrigen Sonntag Tausende in die Innenstadt locken würde, war schon am Morgen abzusehen. Zum stimmungsvollen Gottesdienst der Neuen Marienkirchengemeinde auf dem Marktplatz – musikalisch umrahmt von Posaunen- und Jugendchor (Leitung Stefan Fingerle und Michaela Frint) – kamen schätzungsweise 600 Gäste. Die Sitzplätze reichten jedenfalls bei Weitem nicht.

Dann ging’s auf der Bühne Schlag auf Schlag: Grachmusikoff, die Dancing Shoes, Schüler des BZN mit einer Hip-Hop-Einlage, der baden-württembergische Bürgermeisterchor, die Trachtengruppe Loßburg, eine orientalische Tanzgruppe, das Jugendorchester des Musikvereins Walddorfhäslachs oder Gauklerin Minna hatten ihre viel beklatschten Auftritte.

Zur gleichen Zeit strömten die Massen in die Citykirche (Ausstellung »Welt der Sinne«, Tanzgruppe der katholisch-kroatischen Gemeinde, Song-Poet Chris Simmance) oder in Richtung Spitalhof, wo ein Verkaufsmarkt Gemüse oder Kaffee anbot. Und während die Eltern einkaufen konnten, hatten ihre Kinder viel Spaß mit den Tieren eines Streichelzoos und der Freiburger Puppenbühne.

Bemerkenswert waren – neben einem vielfältigen kulinarischen und kulturellen Angebot – mehrere Dinge: Gelobt wurde die Freundlichkeit der Diakonie-Mitarbeiter und die Organisation. Schließlich waren an beiden Tagen allein auf dem Marktplatz 450 Helfer im Einsatz. In diese Zahl nicht eingerechnet sind jene, die in der Bruderhaus-Diakonie für die Vorarbeiten zuständig waren.

Dickes Lob auch für die Mitarbeiter der »grünen Gruppe«, also den Landschaftspflegern der Diakonie-Werkstätten. Sie sorgten dafür, dass der Marktplatz an beiden Tagen daherkam wie aus dem Schächtele – auch während der Veranstaltungen, versteht sich.

Lob für Mitarbeiter

Dementsprechend fiel auch die Bilanz von Pfarrer Lothar Bauer aus. »Die Organisation lief nahezu fehlerfrei, ein dickes Lob an unsere Mannschaft.« Mit diesem Fest habe die Bruderhaus-Diakonie die »Früchte der Arbeit im Jubiläumsjahr« geerntet. Den Menschen, die in der Einrichtung leben und arbeiten, habe man das Gefühl vermittelt, »dass sie Teil dieser Stadt sind« – ganz im Sinne des Mottos »Teil haben. Teil sein«. (GEA)

Orginalartikel erschienen am 26.09.2009 im Reutlinger Generalanzeiger