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Musikwerkstatt Presse

Gemeinschaft durch Musik 9/12/09

Sprangerschule – Eltern-/Lehrerband gegründet. Kulturwerkstatt betreut das Projekt. Rektor schlägt die Gitarre

Von Jürgen Kempf

REUTLINGEN. Der Rektor wirkt noch ein bisschen hüftsteif und der »Drive« an der Schlaggitarre ist auch noch nicht perfekt. Kein Wunder! Wie die anderen Mitglieder der neuen Eltern-/Lehrerband der Sprangerschule hat Stefan Hochgreve erst einige wenige Übungsstunden im Keller des Hauses Museumsstraße 7, dem Haus der Jugend, hinter sich. Dort hat die Musikwerkstatt ihren Probenraum eingerichtet. Doch »Trainerin« Biggi Neugebauer ist optimistisch, dass es noch etwas wird: »Das sind alles große Talente«, sagt sie.

We are family!

Teile der Eltern-/Lehrerband mit Schülern im Probenraum der Musikwerkstatt (von links): Edin Suljevic, Nina Zang (Sängerin), Simon Madaus und Biggi Neugebauer von der Kulturwerkstatt, Justin Ezewebe, Franzi Kranich, Petra Seiberth und Stefan Hochgreve. FOTO: Gerlinde Trinkhaus

Es gibt schon seit längerer Zeit eine Kooperation zwischen der großen Grund- und Hauptschule im Ringelbachgebiet und der Kultur-/Musikwerkstatt. Sie betreut beispielsweise auch die Schülerband. Dies ist allerdings nicht einfach, gibt es doch – weil die Schüler nicht dauerhaft bleiben – einen steten Wechsel.

»Ich hab schon immer eine Band gesucht«

So hat Hochgreve zusammen mit der Musikwerkstatt die Idee einer Elternband entwickelt – dies unter dem Gedanken die Bindung an die Schule stärker zu auszuprägen. »Die Idee ist schon länger da«, sagte Biggi Neugebauer, »aber wir brauchten Fördertöpfe«. Den Anstoß hat dann die Zusage der »Aktion Mensch« gegeben. Und da mittlerweile auch der Kommunalverband Jugend und Soziales (KVJS) und das Spendenparlament eine Förderung zugesagt haben, ist das Projekt zumindest für die nächsten drei Jahre gesichert.

Kern der ursprünglichen Idee war, dass die Eltern der Schülerband sich ihrerseits zu einer Band zusammenschließen. Das ließ sich nicht realisieren. Doch als man die gesamte Elternschaft einbezog, war Hochgreve überrascht über die vielen Rückmeldungen. »Das Elterninteresse war da«, sagt der Rektor, »wir hätten eine Big Band machen können«. Doch es blieb dann doch bei der ganz normalen Band mit Keyboard, Schlagzeug, Gitarren und Sängerin, an der neben Hochgreve auch Musiklehrer Dieter Brendel mitmacht.

»Im Stadtteil sollen sich möglichst viele an der Schule beteiligen«

»Ich habe schon immer eine Band gesucht«, sagt Sängerin Nina Zang, die in einem Vereinschor singt und ihre Stimme von einer Gesangslehrerin pflegen lässt. »Und plötzlich war die Möglichkeit da«, sagt sie begeistert. Und Bassistin Petra Seibert meint: »Allein hätt? ich das nie gemacht. So aber schon«. Musikalische Grundkenntnisse sind also bei den meisten vorhanden, auch bei Rektor Hochgreve, der bisher rein für den Hausgebrauch Gitarre gespielt hat. »So ein musikalisches Gemeinschaftserlebnis hatte ich so noch nicht«.

Das bekommt er jetzt satt, denn es wird fleißig geübt. Bisher standen einfache Coversongs auf dem Programm. Man geht aber schon daran, eigene Songs zu machen. Die Schülerband ist da schon weiter. »Brothers and sisters«, heißt das Stück, in dem man sich mit dem Thema Geschwister auseinandersetzt. Das ist ganz im Sinn von Biggi Neugebauer. Unter dem Thema »We are family« soll man sich zusammenfinden, Erfahrungen austauschen und sich gegenseitig aus anderen Blickwinkeln wahrnehmen. Und Hochgreve ergänzt: Im Stadtteil sollen sich möglichst viele an der Schule beteiligen. Dafür wollen wir Räume schaffen.« Allerdings sei man bei einem solchen Projekt auf professionelle Betreuung angewiesen.

Wann der erste öffentliche Auftritt der Elternband kommt, ist noch nicht ganz klar. Gelegenheiten gibt es einige: Schulfeste, Verabschiedungen, Neueinsetzungen. Anvisiert ist derzeit das Schulfest im kommenden Sommer. Dann gibt es das Motto »We are family« vielleicht auch schon als Song. (GEA)

Originalartikel erschienen am 09.12.2009 im Reutlinger Generalanzeiger.