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Musikwerkstatt Presse

Interview zu Stars und Sternchen

Simon MadausSimon Madaus im Wochenblatt Interview zu Eurovisions-Star Lena, zu Bühnenglück und real existierenden Bands der Musikwerkstatt.

Der Traum vom großen Ruhm

Am kommenden Samstag ist das Finale des Grand Prix Eurovision. Millionen im Land fiebern mit der jungen Lena Meyer-Landrut mit. Die 19-Jährige lebt vor, was sich unzählige Jugendliche erträumen: Einmal groß im Rampenlicht stehen, vielleicht sogar ein Star werden. Wir sprachen mit Simon Madaus von der Kulturwerkstatt e.V. in Reutlingen, über Chancen und Gefahren des großen Bühnenglücks. Simon Madaus leitet zusammen mit Biggi Neugebauer die Musikwerkstatt, in der Kids und Jugendliche ihrem Traum vom Musiker-Dasein ein Stück näher kommen können.

Herr Madaus, Sie betreuen Kinder und Jugendliche, die in Bands spielen wollen. Leiden Ihre jungen Musiker gerade unter dem Lena Meyer-Landrut-Fieber?
Simon Madaus: Viele von unseren Jugendlichen hören und machen eher Rockmusik im weitesten Sinne. Unsere jüngeren Kinder sind wohl musikalisch noch nicht so sehr festgelegt. Allerdings bezweifle ich, ob der Großteil unserer MusikerInnen mit Lena Mayer Landrut „mitfiebert“. Wahrscheinlich sind alle fleißig selbst mit Songs komponieren beschäftigt, so dass das alles eher am Rande wahrgenommen wird.

Wenn man schon einmal in einer Band spielt, träumt man schnell vom Star-sein, oder…? Simon Madaus: Ja, irgendwie will doch jeder etwas Wertvolles und Besonderes sein. Stars sind makellos. Sie haben keine Fehler, zumindest keine sichtbaren. Was sind die Risiken? Simon Madaus: Manche Jugendliche neigen dazu, sich mittels der Musik in eine Traumwelt zu flüchten. Auf diese Welt werden alle Sehnsüchte und unerfüllten Wünsche projiziert. Die „ernsten“ und alltäglichen Aufgaben, die es zu meistern gilt, sind dagegen natürlich viel weniger attraktiv.

Was halten sie von Casting-Shows?
Simon Madaus: Ich persönlich finde das alles sehr befremdlich. Es werden Konkurrenzsituationen geschaffen und junge, vom Musikbusiness noch formbare Menschen dazu angestachelt, sich gegenseitig zu übertreffen. Musik macht man nicht gegeneinander, sondern miteinander! Und sind wir mal ehrlich: Die Millionen, die dieses Geschäft bringt, kassieren wenige. Die Sternchen von heute sind bereits morgen am „sinken“. Trotz allem: Der Erfolg Lena Mayer Landruts begeistert Jung und Alt. Das ist doch was Tolles… Simon Madaus: Musik begeisterst alle Menschen, über alle Grenzen hinweg. Musik verbindet und macht uns „sozial“. Musik spricht unsere Sinne und unseren Geist an. Um Musik in Bands machen zu können, müssen wir aufeinander zugehen und uns „zuhören“. Und die Musik die dabei entsteht ist immer größer als wir selbst. Sie hilft uns dabei, uns in einer Gruppe zurechtzufinden, gibt Halt und Orientierung. Sicher, Musik ist schön.

Welche Chancen birgt sie für junge Leute?
Simon Maaus: Jugendliche, die selbst Musik machen, sind Schaffende. Sie übernehmen Verantwortung für sich selbst und entwickeln ihre Stärken. Als Ausgleich zur Schule, die ja nach wie vor sehr viel Wert auf Lernen und Wissensvermittlung legt, ist Musikmachen ein perfektes Ventil, um im Proberaum loszurocken und den Alltagsstress hinter sich zu lassen. Kreativ zu sein macht einfach Spaß! Auch wenn die wenigsten unserer Bands ins „Profilager“ überwechseln.

Original-Artikel erschienen am 27.05.2010 im Reutlinger Wochenblatt.

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