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Aktionen Musikwerkstatt Soulhossas

Schwitzen für den Rock ´n´ Roll

27.09.2010 – Generalanzeiger

Pomologiespektakel – Dreißig Jahre »Baff«, zehn Jahre »Soulhossas«: Ausgelassenes Fest im Park trotz Dauerregens

Schwitzen für den Rock ´n´ Roll

Von Christoph B. Ströhle

REUTLINGEN. Optimal war es nicht, doch konnte der Dauerregen den Besuchern des Pomologiespektakels am Samstag die Laune nicht verderben. »Die bei diesem Wetter zu uns gekommen sind, sind wirklich unsere Freunde«, sagte Rosemarie Henes von »Baff«. Ihr Kollege Gunter Ebinger ergänzte: »Die Leute, die hier sind, haben wirklich einen Mordsspaß.«

Die »Soulhossas« feierten ihr Zehnjähriges musikalisch - und die Gemeinderatsband »Rockwärts« feierte mit. FOTO: STRÖHLE

Die »Soulhossas« feierten ihr Zehnjähriges musikalisch – und die Gemeinderatsband »Rockwärts« feierte mit. FOTO: Christoph B. Ströhle

Ob in Gesprächen, in gebackener Form am Kuchenstand oder als illuminierter Blumenschmuck an der Zeltwand: Überall begegnete einem die Zahl 30. Kein Zufall. Denn zu feiern galt es 30 Jahre »Baff«, das Projekt der Reutlinger Lebenshilfe und der Bruderhaus-Diakonie für Bildung, Aktion, Freizeit und Feste. Bereits am Freitagabend waren Jung und Alt, Menschen mit und Menschen ohne Behinderung ins Festzelt beim Kaffeehäusle geströmt und hatten – ganz nach dem Motto »Die Mischung macht’s« – zur Musik von DJ Ernst Obermayer ausgelassen geschwoft.

»Ich kann mir ein Leben ohne die Band gar nicht mehr vorstellen«

Friedemann Salzer von der Bruderhaus-Diakonie erinnerte daran, dass es Anfang der Achtzigerjahre pionierhaft war, offene Angebote in der Behindertenarbeit zu machen. Mit »Baff«, dem familienunterstützenden Dienst »Feder« und dem Kaffeehäusle sei es hier früh und beispielhaft gelungen, selbstbestimmte Lebenskonzepte für Menschen mit Behinderung umzusetzen. Martin Keller von der Lebenshilfe dankte all denjenigen, die in 30 Jahren mitgeholfen haben, diese Projekte mit Leben zu füllen. Rosemarie Henes, selbst von Anfang an dabei, ehrte stellvertretend für die fast 900 Ehrenamtlichen Pionierin Margit Feil-Müller und die jüngste Helferin im Team, Mona Fauser, mit Blumen.

Die Bigband des Pfullinger Friedrich-Schiller-Gymnasiums heizte den Besuchern im Zelt mit Titeln wie »Fever« mächtig ein, die Hip-Hop-AG der Peter-Rosegger-Schule und der TSG brachte feurige Tänze aufs Parkett. Zudem hatte die Reutlinger Musikwerkstatt mit »Brennwert«, »Parkverboot« und den »Soulhossas« zugkräftige Bands am Start. Manuel Hubatschek, Keyboarder und Sänger der integrativen »Soulhossas«, bekannte: »Ich kann mir ein Leben ohne die Band gar nicht mehr vorstellen. Man kommt schön vom Alltagsstress runter, hat Spaß, kommt an neue Orte und lernt jede Menge Leute kennen.«

Für Anfang Dezember sind die »Soulhossas« sogar beim Bundespräsidenten eingeladen. Und weil die ungewöhnliche Band heuer ihr zehnjähriges Bestehen feiert, erfüllte sie sich einen Wunsch und verschmolz auf die Dauer von zwei Songs (»Wir rocken, was das Zeug hält« und »Schwitzen für den Rock ?n‘ Roll«) mit der Reutlinger Gemeinderatsband »Rockwärts«. Derweil hatte sich die örtliche Politprominenz unters Publikum gemischt, darunter Oberbürgermeisterin Barbara Bosch für die Stadt Reutlingen als Mitveranstalterin, der Landtagsabgeordnete Hagen Kluck und die Bundestagsabgeordnete Beate Müller-Gemmeke.

In doppelter Hinsicht einen schweren Stand hatten die Kooperationspartner von »Baff«, die, mit Zeltplanen nur notdürftig vor dem Regen geschützt, draußen ihre Spiel- und Bastelangebote aufgebaut hatten. Wer sich nicht scheute, sich nasse Füße zu holen, wurde beim »Kulturschock Zelle« fündig, bei der interdisziplinären Frühförderstelle der KBF, der VHS-Jugendkunstschule, der Rosegger-Schule oder dem Hofgut Gaisbühl, das mit Eseln und Alpakas vor Ort war. (GEA)